Warum sind Länder ohne Küste oft Problemstaaten?

Wenn man sich einmal die weltweit 44 Binnenstaaten anschaut, fällt auf, dass ein Großteil dieser Länder sehr große innenpolitische und wirtschaftliche Probleme hat. Außerhalb von Europa gibt es keinen einzigen Binnenstaat, der als erfolgreich und gut entwickelt bezeichnet werden könnte.

31 von diesen Ländern gelten als Entwicklungsländer und 16 werden sogar zu den am schlechtesten entwickelten Ländern der Welt („Least developed countries“) gezählt, die auch als „vierte Welt“ bezeichnet werden. Auch der „Human Developement Index“ geht davon aus, dass fast alle am schlechtesten entwickelten Länder keine Verbindung zu einer Küste haben.

Doch wie lässt sich dieses Phänomen erklären?

Hohe Export- und Importkosten

Ein großes Problem für Binnenstaaten liegt darin, dass sie meistens sehr hohe Export- und Importkosten für Güter haben, die sie nicht aus Nachbarländern beziehen bzw. exportieren. Hierbei müssen diese Länder oft hohe Zollgebühren bezahlen, wenn sie Produkte auf dem Landweg exportieren. Die Alternative besteht darin, Güter über den Luftweg an Überseegebiete zu verkaufen, was jedoch ebenfalls mit deutlich höheren Kosten verbunden ist. Die UN geht davon aus, dass Binnenstaaten im Durchschnitt etwa 15 Prozent mehr für den Export ihrer Güter zahlen müssen.

Der größte Binnenstaat der Welt: Äthiopien

Küstenlose Länder wie Äthiopien sind sehr arm und problembelastet. Äthiopien ist der größte Binnenstaat der Welt und gilt gleichzeitig als eines der ärmsten Länder überhaupt. Es wird geschätzt, dass etwa 49 Prozent der Bevölkerung dort unterernährt ist. Ironischerweise stellen vor allem Überschwemmungen, aber auch zahlreiche Dürren ein großes Problem dar. Weiterhin machen die schlechte Infrastruktur den Import von Nahrungsmitteln sehr schwierig.

Die am nahegelegensten Küsten von Äthiopien liegen in den Ländern Eritrea und Somalia, welche ebenfalls viele Probleme haben. Es herrschen unzählige Konflikte in diesen Ländern und die politische Lage ist sehr instabil. Lange Zeit war Äthiopien nicht bereit, die Unabhängigkeit von Eritrea anzuerkennen, was den Zugang zum Welthandel noch einmal schwieriger gemacht hat.

Wohlhabende Binnenstaaten

Obwohl ein Großteil der Binnenstaaten sehr arm ist, gibt es einige Ausnahmen. Die reichsten dieser Länder sind mit absteigender Rangfolge Luxemburg, Lichtenstein, Schweiz und San Marino.

Auffällig an diesen Ländern ist, dass sie alle sehr klein sind und Nachbarstaaten haben, die alle politisch stabil sind und eine gute Infrastruktur besitzen.  Ein weiterer wichtiger Punkt liegt darin, dass in den Nachbarstaaten dieser Länder schon seit langer Zeit Frieden herrscht und Länder wie Luxemburg gute Beziehung zu den angrenzenden Ländern haben. Außerdem liegen sie alle in Europa, wo generell kein Land besonders weit von der Küste entfernt ist.

Wie kann man armen Binnenstaaten helfen?

Insgesamt lässt sich festhalten, dass vor allem große Binnenstaaten mit instabilen Nachbarländern sehr stark benachteiligt sind. Während kleinere Länder wie die Schweiz den Nachteil der fehlenden Küste sehr einfach ausgleichen können, indem Sie zum Beispiel sehr viel in Bildung und die Entwicklung neuer Technologien investieren, sind ärmere Länder wie Äthopien oder Kasachstan in einem Teufelskreis gefangen, aus dem sie wohl ohne Hilfe nicht wieder herauskommen werden.

Um diesen Ländern zu helfen, müssten sehr hohe Summen in die Weiterentwicklung der Infrastruktur und eine bessere Bildung investiert werden. Außerdem ist es von essenzieller Bedeutung, dass diese Länder sich um eine gute Beziehung mit den Nachbarstaaten kümmern, die an eine Küste angrenzen.

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